Zwei Klassen des Gymnasiums Kaltenkirchen durften die „Euthanasie“-Gedenkstätte in Lüneburg besuchen, um dort spannende Eindrücke zu sammeln. In der Psychiatrischen Klinik Lüneburg wurden zur Zeit der Nationalsozialisten, Menschen mit einer Behinderung untersucht, behandelt und fielen dem „Euthanasie-Programm“ der Nationalsozialisten zum Opfer.
Der Tag auf dem Gelände des Klinikums Lüneburg wurde für uns sehr facettenreich gestaltet. Wir durften uns einige Biografien von sowohl Tätern als auch Opfern der „Euthanasie“ durchlesen und so einen Eindruck gewinnen, was damals geschehen ist und wie es damals an diesem Ort ausgesehen hat. Wir haben uns die Hintergründe der einzelnen Persönlichkeiten, welche zu dieser Zeit gehandelt haben, durchgelesen und analysiert. Zur Verfügung standen uns einige Bild- und Originalquellen wie Arztbriefe oder Amtsschreiben der Betroffenen. Dadurch konnten wir einen sehr gezielten und persönlichen Eindruck von den Personen erlangen. Die Geschichte der einzelnen Menschen war nicht immer leicht zu verkraften, da sie oft bei den Opfern mit einem absichtlich herbeigeführten Tod endeten. Es war sehr erschütternd zu sehen, wie Menschen mit anderen Menschen umgehen konnten und was für eine Motivation dahinter steckte.
Des Weiteren beschäftigten wir uns viel mit dem Thema Behinderung. Die Präsentation regte uns stark zum Nachdenken an, wie man Menschen mit Behinderung eigentlich sieht. Viele Fragen wurden gestellt, wie zum Beispiel, wer Menschen eigentlich als behindert einstufen darf? Oder was eine Behinderung überhaupt ist? Durch eine andere Art Workshop als man eigentlich kennt, wurden uns also viele neue Gedanken nahegelegt, welche uns Schüler noch einige Zeit zum Diskutieren anregte.
Einer unserer größten Wünsche nach diesem Tag ist, dass noch mehr Klassen diese Möglichkeit zur Verfügung gestellt bekommen. Außerdem wünschen wir uns, dass in Zukunft das Thema „Euthanasie“ deutlich verstärkter in der Schule behandelt wird.
Die Exkursion gab Anlass, ein kursübergreifendes Projekt zum Thema „Euthanasie“ zu beginnen. In dem Fach Darstellendes Spiel wird zum Beispiel ein Stück in Verbindung mit Freiheit und „Euthanasie“ erarbeitet und soll am 27. Januar 2021, im Rahmen der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus, im Gymnasium aufgeführt werden. Somit wollen wir die Eindrücke nicht einfach beiseitelegen, sondern die Gedanken weiterhin verfolgen.
Wir danken der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen und dem Förderverein des Gymnasiums für die finanzielle Unterstützung, damit wir diesen Projekttag durchführen konnten. Ebenfalls gilt unserem Dank der Gedenkstätte in Lüneburg, welche uns einen hervorragenden Tag ermöglicht hat.
Hauke Vegelahn Q1a
Im Folgenden sind noch einige kurze persönliche Eindrücke von Schülern zu finden.
„Die Fahrt nach Lüneburg war kein normaler Ausflug. Anders als im Unterricht haben wir uns hier mit Biografien von Opfern und Tätern beschäftigt und versucht zu verstehen, was damals wirklich passiert ist. Spielerisch haben wir gelernt, wieso nicht alle Angestellten Täter sind und so den Täterbegriff differenziert betrachtet.“
Piet Puls Q1a
„Der Tag in der Psychiatrischen Klinik Lüneburg war sehr beeindruckend und interessant. Vor allem die Geschichten der Opfer aus der NS-Zeit gingen einem durch die zahlreichen Fotos und Bilder sehr nahe. Auch die interaktiven Aufgaben, die wir machen durften, haben einem deutlich gemacht, wie das damalige Denken das Handeln beeinflusst hat. Insgesamt habe ich in der recht kurzen Zeit viele Informationen und Eindrücke mitnehmen und gewinnen können, um mir selbst ein Bild von der damaliger Zeit machen zu können.“
Jasmin Kaisarly Q1a
„Der Besuch in der Gedenkstätte der Psychiatrischen Klinik Lüneburg war sehr beeindruckend. Die teils sehr traurigen Geschichten von den Opfern zeigen die Grausamkeiten, die zu dieser Zeit geschehen sind, über die man aber der Schule leider nur sehr wenig erfährt. Dass man direkt auf dem Gelände stand und die alten Gebäude sah, in denen diese Verbrechen wirklich passiert sind, brachten einem das Thema sehr nahe. Dieses Erlebnis sollten unbedingt noch mehr Schüler erfahren können.“
Emily Spiegel Q1a